Samstag, 24. März 2018

Diagonale 2018: Filmtipps von Sarah

Die Diagonale war dieses Jahr ganz besonders politisch und noch näher als sonst an den Fragen dran, die mich und viele andere gerade beschäftigen. Dafür Danke ich Sebastian Höglinger, Peter Schernhuber und allen anderen, die daran beteiligt waren, ganz besonders! Das macht es aber auch schwer, einen einzelnen Film hervorzuheben, daher werden es einfach mehrere.

Nichtaufarbeitung

Ich hab den tollen und wichtigen Film „Waldheims Walzer“ von Ruth Beckermann gesehen, den ich allen nur empfehlen kann, der aber gar nicht
so leicht anzusehen war. Vor allem beim Fotografieren für unsere Assoziations-Reihe wurde es mir immer grausiger, angesichts all der postnazistischen
Zeugnisse und Kontinuität, die da vor meiner Kamera aufgetaucht sind. Beckermann gelingt es zu zeigen, wie Tatsachen verdrängt werden und wie Antisemitismus ganz grundlegend verinnerlicht wurde, weit über den Nationalsozialismus hinaus und bis tief in die Uno hinein.

Sehr beschäftigt hat mich „Kinder unter Deck“ von Bettina Henkel, ein Film über das unbewusst weitergegebene Trauma, das Gesagte und Nichtgesagte in Familien, der es schafft, eine sehr persönliche Reise so zu erzählen, dass sich viele wiederfinden werden. Vater und Tochter reflektieren hier nicht nur ihre Beziehung und jene zur (Groß)mutter, sondern gehen auch allgemein Mechanismen der Weitergabe auf den Grund. Zu diesem Film hat Simon auch eine Assoziation zu meinen Fotos geschrieben, vielleicht macht die zusätzlich Lust zum Sehen.

Starke Frauen

Ich war beeindruckt von Gwendolyn, der starken Frau, die im gleichnamigen Film von Ruth Kaaserer so wunderbar porträtiert wurde. Gwendolyn ist nicht nur Gewichtsstemmerin (ich hoffe das ist richtig, den Unterschied zwischen Stemmen und Stoßen hab ich mir nicht ganz gemerkt), sondern sie schreibt auch gerade an einem Buch über beeindruckende Frauen und spricht ganz nebenbei Türkisch ?, Portugiesisch, Französisch, Englisch und Deutsch. Eine elegante Dame, die Mut macht und stark ist.
In Shirin Neshats Film „Looking for Oum Kulthum“ habe ich eine Filmemacherin dabei begleitet, wie sie daran scheitert, die große Sängerin darzustellen, habe erfahren, was es für sie heißt, als Frau in einer tonangebenden Position zu sein, und wie sehr sie dabei immer wieder kämpfen muss. Es war schön, diese gelungene Reise zu verfolgen, und nicht eine weitere schlechte Biographie einer großen Frau zu sehen.
Wie ihr hier schon merkt waren die Frauen nicht nur auf der Leinwand stark, sondern es wurden auch auffallend viele Filme von Regisseurinnen gezeigt. Darüber habe ich mich sehr gefreut und auch darüber, dass es einfach so ist und nicht extra Schienen für Frauen eingeführt wurden!

Topinambur zu Kartoffel wie Quitten zu Äpfeln


In eine andere Welt konnte ich mit „Phaidros“ von Mara Mattuschka entfliehen. Eine künstliche Welt zwischen Theater und schwulem Szene-Club. Unentschieden zwischen Albtraum und Traum, spielt der Film in einer eigenen Realität, die nur hin und wieder etwas mit unserer zu tun hat. Ein Spiel mit Rollen, Masken und Kostümen, in das ich wirklich gerne versunken bin.

Auch „Malambo“ von Milan Dor entführte in eine andere Welt, auch wenn sie der realen sehr ähnelt. Ein Entfesselungskünstler, bei dem sich nicht so recht ein Erfolg einstellen will, steht im Mittelpunkt des Films, der in der Reihe Zum Kollektiv: Filmladen gelaufen ist. Ein langsamer, sanfter Film, der Vergnügen macht.

Einen überaus realistischen Rahmen hat hingegen „Erdbeerland“ von Florian Pochlatko, der die Tristesse eines jugendlichen Alltags am Land zeigt. Diese Bilder zwischen Postpunk, Mofas und Erdebeerfeldern sind mir nicht unbekannt, fast gruselig nah.

Und wie gefallen euch die Filme?

Ich wünsch euch viel Freude bei den Filmen und freu mich sehr, wenn ihr mir hier oder auf Facebook schreibt, wie euch die Filme gefallen, falls ihr sie euch auch anseht.