gesehen auf der Diagonale 2018
An den Toren von Paris führt man ein weißes Pferd in den Hof von La Chapelle. Man drückt ihm einen Bolzen in die Stirn und es klappt zusammen wie eine Stehauf-Figur, wenn man unten auf den Knopf drückt. Nur steht der Gaul nicht mehr auf. Man öffnet den Hals und schwarzes Blut strömt heraus, das man in einem rechteckigen Bottich auffängt. Was nicht mehr hinein passt, rinnt in den Abfluss. An den Toren von Paris im Hof von La Chapelle.
An den Toren von Paris führt man einen Ochsen in den Hof von La Chapelle. Man blutet ihn leer. Dazu bewegt man die Glieder, drückt alles Blut heraus. Den Schädel zertrümmert ein Hammer. Die Kirchenglocke dröhnt dumpf, zwölf mal: so lange dauert das Zersägen der Hälften. Das Fett wabert am Steinboden wie eine gestrandete Riesen-Qualle. An den Toren von Paris im Hof von La Chapelle.
An den Toren von Paris treibt man Kälber in den Hof von La Chapelle. Man bindet ihnen die Füße und legt sie auf den Rücken. Dann schneidet man die Köpfe ab, trennt die Beine vom Körper. Der kopf- und beinlose Rumpf zappelt, da ist das Kalb schon tot, aber es zappelt, als müsse es sich noch gegen einen Angriff wehren. Fünf zappelnde Rümpfe. Die Köpfe wirft man auf einen Haufen, drückt ihnen ein Brandzeichen auf. An den Toren von Paris im Hof von La Chapelle.
An den Toren von Paris treibt man Schafe in den Hof von La Chapelle. Man legt sie nebeneinander auf den Rücken. Sie strampeln in die Luft wie Käfer: Schaf liegt an Schaf liegt an Schaf. Hals um Hals wird geöffnet. Die hintersten halten schon still. Das Strampeln ebbt ab wie eine Welle, die am flachen Ufer ausrollt. An den Toren von Paris im Hof von La Chapelle.