Freitag, 22. März 2019

Chaos – 3 Orte – Eine Geschichte



Sara Fattahi zeigt in ihrem Film „Chaos“ auf wunderbar poetische Weise drei Frauen an drei Orten, die über Trauma, Mord, Krieg und ihr Leben sprechen. Sie selbst taucht kurz im Film auf, ohne zu sprechen. Dafür ziehen sich ein Interview mit Ingeborg Bachmann über „Malina“ und eines deren Gedichte durch den Film und korrespondieren aus dem Off mit den gezeigten Frauen. Der Film ist voller Bilder, die man anhalten und einzeln betrachten möchte, weil jeder einzelne Frame ein eigenes Kunstwerk ist. Während der Gespräche mit den beiden Frauen aus Syrien, die sie in Damaskus und Schweden geführt hat, passen sich Bild und Ton dem Kontext an. Wir hören in Schweden den Wind und sehen Bilder voller Spiegelungen, Doppelungen und Verschiebungen. In Damaskus dagegen, kommen die Geräusche der Stadt hinein und die Bilder sind scharf, manchmal durch Scheiben oder Stoffe verschwommen, aber nie verschoben.
Der Film lässt den Frauen Raum und den Zuseher*innen Zeit zum Denken – das ist manchmal quälend und kaum auszuhalten. So beobachten wir in Wien eine Frau sehr lange dabei, wie sie versucht, eine Tür aufzusperren, da will man aus dem Kinosessel aufspringen und ihr helfen. Diese Stimmung passt zum Inhalt, zu den Traumata der Frauen, zur unerträglichen Auseinandersetzung mit den Morden ihrer Angehörigen, zu den Schwierigkeiten, die ihnen das Leben damit bereitet. Es geht nicht um den Krieg selbst, sondern eher darum, was er mit Menschen macht und wie sie damit umgehen.
Falls ihr den Film irgendwo sehen könnt, lasst ihn euch nicht entgehen!

Filmkritik von Sarah Kanawin